Stephan Dorfmeister (auch Stephan Dorffmaister; in Ungarn István Dorfmeister bzw. Dorffmaister, auf seinen Porträts oft Dorffmeister, * 1729 in Wien; † 29. Mai 1797 in Ödenburg) war ein österreichischer Maler, dessen Werke vor allem im Burgenland und in Transdanubien entstanden.
Leben
Das genaue Geburtsjahr Dorfmeisters ist unklar. Am wahrscheinlichsten ist das Jahr 1729 anzunehmen, ausgehend von den kirchlichen Sterbematriken der Stadt Ödenburg. Die ungarische biographische Enzyklopädie gibt als Geburtsjahr 1725 an. Er wuchs unter Obhut seiner Eltern Johann Christof Georg Dorfmeister (1705–1789) und Elisabeth Josefa, geb. Millner in Wien auf und war das älteste von fünf Kindern. Sein jüngster Bruder war Johann Georg Dorfmeister, ein Bildhauer des österreichischen Spätbarocks.
Im Oktober 1751 studierte Stephan an der Wiener Akademie für bildende Künste bis 1758, wo Paul Troger, der Rektor der Akademie, und Caspar Franz Sambach seine Lehrer waren. Später wurde er auswärtiges Mitglied der Akademie; zumindest bezeichnete er sich seit 1769 so. In der Wiener Akademie gibt es aber darüber keine Unterlagen. Nachdem er sich 1760 die Fresco-Technik angeeignet hatte, erhielt er einen Auftrag von Pater Schrabl, dem Probst der Prämonstratenserabtei Gschirna (ungarisch Csorna) im Komitat Ödenburg für die Ausmalung der Klosterkirche. 1761 war er im neu errichteten Prämonstratenserkloster Türje tätig. 1762 zog er nach Ödenburg, wurde aber nie Bürger der Stadt; wahrscheinlich, um den daraus folgenden Pflichten wie zum Beispiel dem Waffendienst zu umgehen. In dieser Zeit heiratete er Anna Franz, die ihm neun Kinder schenkte. Nach ihrem Tod 1790 heiratete er Katharina Gillig.
Dorfmeister arbeitete überwiegend im heutigen Westungarn. Seine Auftraggeber waren vor allem die Bischöfe von Steinamanger, Fünfkirchen, die Klöster der Region und Kleinadelige.
Seine drei ältesten Söhne arbeiteten mit ihm in seiner Künstlerwerkstatt, so wirkte der älteste, Stephan Joseph Dorfmeister der Jüngere (* 1764) bei Aufträgen in Sankt Gotthard mit. Ebenso gehören die nach 1797 mit Stephan Dorfmeister signierten Werke in Nempthy, Csesztreg, Galambok und Gelse zum Œuvre seines Sohnes. Sein zweiter Sohn, Joseph Paul Stephan Dorfmeister (* 1770), blieb bis zu seinem Tod in seiner Werkstatt und vollendete das letzte Bild des Vaters, das Altarbild von Magotsch, 1798.
Dorfmeister war zeit seines Lebens von Geldsorgen geplagt, bei seinem Tode am 29. Mai 1797 in Ödenburg hinterließ er trotz eines schaffensreichen Lebens seiner Familie Schulden.
Künstlerischer Werdegang
Dorfmeister malte seine Werke anfangs im typischen Stil des österreichischen Spätbarocks. Vorbild war dabei Franz Anton Maulbertsch, bei dem Dorfmeister in seiner Jugend mitarbeitete. In seinen ersten großen Werken in Gschirna und Türje (1760/61) ist noch eine jugendliche bedingte stilistische Unsicherheit zu erkennen, dafür wirken seine Figuren kraftvoll und lebensnah. Dorfmeister orientierte sich in dieser Zeit ausschließlich nach der Wiener akademischen Malerei der ersten Hälfte und der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Ab 1780 kam es dann zu einem Stilwandel in seinen Werken. In den folgenden Jahren erreichte er den Höhepunkt seiner künstlerischen Leistungsfähigkeit und Ausdruckskraft: Der ungarische Kunsthistoriker László Kostyál schreibt: „Sein durch das Rokoko geprägter ‚Wiener Akademismus‘ veränderte sich durch die Ansprüche der Auftraggeber und durch die damals einsetzende langsame Metamorphose des malerischen Geschmacks. Es kommt zu einer eigenartigen Widerspiegelung und Vermischung zweier Stilepochen.“ Mit der Ausmalung der Pfarrkirche in Nova (bei Lenti, Ungarn) schuf Dorfmeister ein Meisterwerk, auf Grund dessen er zahlreiche Aufträge von Bischöfen und Klöstern bekam. Deutlich sichtbar wird in diesen kirchlichen Werken der Einfluss von Rubens und des italienischen Barocks von Tizian und der Tintorettos. Seine letzten großen Werke, wie die Deckenbilder im bischöflichen Palast Steinamanger unter Bischof János (Johann) Szily 1784/85, nähern sich schon dem Klassizismus.
Werke
Viele profane Gebäude, die Dorfmeister ausschmückte, wurden im 19. Jahrhundert, als das Barock aus der Mode kam, abgerissen und somit auch die Werke Dorfmeisters vernichtet. Nur noch neun dieser Arbeiten sind bis heute erhalten, so der Prunksaal im Schloss Nádasdy in Kotenburg an der Raab, die Ausschmückung des Schlosses Hegyfalu bei Kotenburg („die sieben Weltwunder“), die Bemalung des Deutschen Theaters in Ödenburg sowie Arbeiten am bischöflichen Palast in Sankt Gotthard. Erhalten blieben aber zahlreiche religiöse Werke in den Kirchen und Klöstern Westungarns; daneben gibt es ungefähr fünfzig Porträts, die Dorfmeister zugeschrieben werden.
Auswahl:
Bildergalerie
Weblinks
Einzelnachweise
Literatur
- M. Fábián: Dorffmaister István múvészi munkássága a szombathelyi egyházmegyében (deutsch: Stephen Dorffmaister künstlerische Arbeiten im Bistum Steinamanger), Szombathely, 1936.
- Gy. Géfin: A Szombathelyi székesegyház (deutsch: Die Kathedrale von Steinamanger), Szombathely, 1945.
- L. Kostyál und M. Zsámbéky: Katalog "Stephanus Dorffmaister pinxit"; Gedenkausstellung von Stephan Dorffmaister, Szombathely, 1998.
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